Frittierte Rettichbällchen von der Ostküste Chinas

Frittierte Rettichbällchen von der Ostküste Chinas

Frittierte Rettichbällchen gehören zu den klassischen Gerichten der Provinz Shandong/China. Frisch frittiert haben sie eine knusprige Kruste und einen zarten, fleischigen Kern. Man kann sie entweder pur essen oder als Klößchen zur Suppe dazugeben. Für die Hauptzutaten der Rettichbällchen kann man je nach Geschmack verschiedene Kombinationen nehmen, entweder pur aus Rettich oder Rettich mit Hackfleisch, Geflügel oder Garnelen oder wie in diesem Rezept, mit Tofu. Wie man es gerne mag.

BUKECHI | Frittierte-Rettichbällchen

In Shandong, oder genau gesagt, in meiner Heimatstadt Qingdao – eine Hafenstadt in der Provinz Shandong – sind frisch frittierte Rettichbällchen das ganze Jahr über auf dem Markt bei den Essensständen erhältlich. Aber hausgemacht schmecken sie natürlich am besten. Jeder Qingdaoer kann sich wahrscheinlich daran erinnern, wie man als Kind bei der Zubereitung der Rettichbällchen am Herd stand und zusah, wie Mama oder Oma die Rettichbällchen nach und nach in das heiße Öl hineingab und wie die Bällchen sich im Öl umdrehten. Das Gefühl, dass man es kaum erwarten konnte, die ganzen Bällchen endlich verputzen zu dürfen, wird ebenso jedem bekannt sein.

Insbesondere beim chinesischen Neujahrsfest war das Frittieren von Rettichbällen bei uns ein festes Programm. Wegen des gleichen chinesischen Zeichens „圆 Pinyin: yuán“ von den Wörtern „Rund – 圆“, „Perfekt – 圆满“ und „Wiedersehen – 团圆“ glauben die Einheimischen, dass die runden Rettichbällchen die Bedeutung eines perfekt gelaufenes Jahres und eines Wiedersehens haben. Man wünscht der Familie deshalb dadurch viel Glück und ein weiteres, erfolgreiches Jahr und freut sich auf das nächste Familientreffen.

Die Hauptzutat Rettich der Rettichbällchen ist eines der beliebtesten Wintergemüse der Shandonger. Wegen seiner gesundheitsfördernden Eigenschaften werden sie sogar liebevoll „kleiner Ginseng“ genannt. Auf dem lokalen Markt gibt es zahlreiche Sorten von Rettichen zu kaufen. Weißer Rettich, Grüner Rettich, Shunkyo Semi-Long, Red Meat, Radieschen…Die Auswahl ist sehr groß. Eine berühmte heimische Sorte, der Weixian-Rettich aus der Stadt Weifang/Shandong, die man dort seit etwa 300 Jahren anbaut, ist sogar als nationales Produkt mit geografischer Angabe in China geschützt. Die zylindrische Wurzel dieser Sorte ist ca. 25 cm lang, 5 cm dick, sowohl außen, als auch innen herrlich grün gefärbt. Dessen knackiges Fleisch ist ultrasaftig, schmeckt angenehm süß, hat eine würzige Schärfe. Sein Vitamin-C-Gehalt erreicht bis zu 30 mg pro 100 g. Deshalb eignet Weixian-Rettich hervorragend als Rohkost. Aus diesem Grund essen die Einheimischen in Weifang gerne zwischendurch in Stifte geschnittene Weixian-Rettich als Snack.

BUKECHI | Frittierte Rettichbällchen – Grüne Weixian-Rettiche

BUKECHI | Frittierte Rettichbällchen – Geschnittene Weixian-Rettiche

↑ Knackige, grüne Weixian-Rettiche und deren saftig grünes Fleisch

In Qingdao bevorzugt man als Rohkost aber die grünen Rettiche aus der Umgebung aus der Stadt Laixi, da sie weniger scharf und süßer schmecken. Red Meat, auf Chinesisch Xin Li Mei (also so viel wie „Innere Schönheit“ oder „Freude von Herzen“) genannt, ist auch eine beliebte Sorte der Qingdaoer. Sie geeignet sich perfekt als Rohkost oder als Salat.

Seit 1991 wird in Qingdao jedes Jahr während des Chinesischen Neujahrsfestes, in der Zeit vom 09. bis 15. Januar nach dem Mondkalender, das Rettich-Fest gefeiert. Die Geschichte des Qingdao-Rettich-Festes, das auch als Qingxi-Tempelfest bekannt ist, hängt mit der Geschichte des Qingxi-Tempels zusammen.

Der ursprünglich im heutigen Stadtteil Taidong/Qingdao, befindliche daoistische Tempel Qingxi wurde vermutlich in der Yuan-Dynastie erbaut. Er hieß anfangs Yuhuang-Tempel (Jadekaiser-Tempel), war eine Außenstelle des Taiqing-Palastes in Lao Shan, ein 30 Kilometer östlich von Qingdao gelegenes Gebirge, das eine bedeutende Stätte des Daoismus in China ist. Ab wann der Yuhuang-Tempel in Qingxi-Tempel umbenannt wurde, lässt sich schwer nachweisen. Vermutlich hat er wegen des damals östlich am Tempel vorbeifliessenden Qingxi-Flusses diesen Namen bekommen. Der Tempel kann als der älteste bekannte, religiöse, bzw. daoistische Tempel im Stadtzentrum in Qingdao gelten.

Im Qingxi-Tempel wurde unter anderen die göttliche Statue des Jadekaisers untergebracht, damit die Menschen, die nicht zu dem weit entfernten Taiqing-Palast gehen konnten, auch vor Ort dessen Götter anbeten konnten. Laut dem daoistischen Schriftgut Daozang ist der neunte Tag des ersten Monats des Mondkalenders der Geburtstag des Jadekaisers, sodass an diesem Tag ein Tempelfest zur Verehrung des Jadekaisers stattfinden soll. Menschen aus aller Welt kamen zum Tempelfest, um zu beten und zu feiern. Entlang des Weges neben dem Tempel wurden rote Laternen hoch aufgehängt, verschiedene Händler mit lokalen Produkten versammelten sich. Abwechslungsreiche akrobatische Shows mit Stelzenlauf, Drachen– und Löwentanz wurden aufgeführt. Auf den Straßen und in den Gassen herrschte ein riesiger Menschenstrom, so wie man es von einem derartigen Fest so kennt.

Nach den von der UNESCO im Jahr 2016 als immaterielles Kulturerbe anerkennten chinesischen Vierundzwanzig Solarbegriffen fällt das Tempelfest mit der Zeit des Frühlingsanfangs zusammen.

Damals gab es schon in der Gegend des heutigen Qingdao die Tradition, während des Frühlingsanfangs in den Frühling „hineinzubeißen“, um ihn zu begrüßen und sich einen guten Start ins neue Jahr zu wünschen. Da man natürlich nicht direkt in den Frühling beißen kann, aß man stattdessen symbolisch einen knackigen grünen Rettich. Aus diesem Grund stieg die Nachfrage nach frischen grünen Rettichen auf dem Fest immer weiter an. So zog das Tempelfest immer mehr Rettich-Händler an. Im Laufe der Zeit wurde das Tempelfest von den Einheimischen daher als sogenanntes Rettich-Fest bezeichnet.

Das Rettich-Fest wurde bis in die 1960er Jahre, bis der Qingxi-Tempel während der Kulturrevolution Chinas zerstört wurde, gefeiert. Danach wurde es für lange Zeit unterbrochen. Erst im Jahr 1991 wurde das Rettich-Fest wieder von der Kommune Taidong ins Leben gerufen. Seitdem findet es jährlich statt. Während der Corona-Pandemie wurde das Rettich-Fest wegen des Versammlungsverbot 4 Jahre lang ausgesetzt. Am 09. Januar 2024 durfte das Fest wieder gefeiert werden.

BUKECHI | Frittierte Rettichbällchen – Grüne Weixian-Rettiche

↑ Feierliche Veranstaltung auf dem Qingdao-Rettich-Fest 2024

Der Qingxi-Tempel wurde aber leider nicht wieder aufgebaut. Er existiert nicht mehr. Der Qingxi-Fluss wurde auch durch den Urbanisierungsprozess zum großen Teil zugeschüttet, umgeleitet oder künstlich in einen unterirdischen Fluss umgewandelt.

BUKECHI | Frittierte Rettichbällchen – Die Renovierung des Qingdao-Qingxi-Tempels-1941

↑ Richtfest bei der Renovierung des Qingdao-Qingxi-Tempels 1941 (30. Jahr der Republik China)

Rettich ist wegen seiner wertvollen Inhaltsstoffe nicht nur gesund, sondern auch vielseitig in der Küche einsetzbar. Man kann das Wurzelgemüse einlegen, trocknen, braten, schmoren, natürlich auch wie gewohnt als Rohkost und Salat essen. Abgeschmeckt mit deftigem Lauchöl kann man aus ihm einen einfachen, leckeren Salat zaubern. Er eignet sich außerdem auch hervorragend als Füllung (geraspelt, blanchiert und kombiniert mit z. B. Hack, Garnelen oder Tofu) für verschiedenen Teigtaschen. Mehr zum Thema erfahrt ihr in diesen Artikeln.

Frittierte Rettichbällchen von der Ostküste Chinas

18. Dezember 2024
: Ca. 60 Stück
: Leicht
Zutaten
  • 1 großer weißer Rettich (ca. 800 g)
  • 200 g Tofu
  • 50 g frische Koriander
  • ½ Bund Frühlingszwiebeln (Ohne das Grün)
  • ½ TL geraspelter Ingwer
  • ½ TL Fünfgewürze- oder 13 Gewürzepulver
  • ½ TL Schwarzer Pfeffer (gemahlen)
  • 70 g feines Maismehl
  • 100 g Weizenmehl
  • 50 g Maisstärke
  • 1 Ei
  • ¼ TL Tafelessig
  • ¼ TL Salz
  • ½ TL Helle Sojasauce
  • ¼ Natron
  • 1 EL Sesamöl (geröstet)
  • Zum Frittieren: 1 Flasche Frittieröl
Anleitung
  • Step 1 Vor der Zubereitung den Rettich putzen, dabei Wurzelspitzen und -fasern entfernen. Dann die Knolle mit einer Gemüsebürste gründlich waschen. Schälen ist nicht immer erforderlich, nur wenn die Haut des Rettichs schon faserig ist.
  • Step 2 Den Rettich mit einer Reibe grob raspeln, mit einer kräftigen Prise Salz vermengen und ca. eine halbe Stunde ziehen lassen.
  • Step 3 In der Zwischenzeit Frühlingszwiebeln und Koriander fein hacken, Ingwer fein raspeln und den Tofu mit den Händen zerbröseln.
  • Step 4 Den durchgezogenen, geraspelten Rettich nicht zu trocken auspressen und grob hacken.
  • Step 5 Den gehackten Rettich in eine Schüssel geben und mit Frühlingszwiebeln, Koriandern, Ingwer, Tofu, Fünfgewürze- oder 13 Gewürzepulver, Pfefferpulver und Maismehl vermengen und ca. 5 Minuten ziehen lassen.
  • Step 6 In der Zwischenzeit das Frittieröl in einem Topf auf 150 Grad erhitzen.
  • Step 7 Nach ca. 5 Minuten Mehl, Maisstärke, Ei, Essig, Salz, helle Sojasauce, Natron und Sesamöl zu der Rettichmasse geben und alles zu einem klebrigen Teig verkneten.
  • Step 8 Mit Löffeln oder per Hand aus dem Teig mundgerechte Bällchen formen. Nach und nach in das heiße Öl geben und diese bei mittlerer Hitze leicht braun vorfrittieren.
  • Step 9 Die leicht braunen Bällchen mit einer Schaumkelle aus dem Öl heben und auf Küchenpapier abtropfen lassen.
  • Step 10 Das Öl auf 170 Grad erhitzen. Die vorfrittierten Bällchen nochmals in dem heißen Öl goldbraun frittieren. Danach die Bällchen auf Küchenpapier abtropfen lassen und servieren.
  • Step 11 Alternativ frittiert man nur die Menge der vorfrittierten Bällchen nochmals, die man auch aktuell essen möchte. Die Reste kann man abkühlen lassen und im Kühlschrank aufbewahren oder einfrieren. Man frittiert dann die Bällchen erst erneut, wenn man sie essen möchte. Im Kühlschrank sind die vorfrittierten Bällchen ca. eine Woche haltbar. Aus dem Gefrierfach müssen die Bällchen aufgetaut werden, bevor man sie erneut frittiert.

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