Auf keinem Frankfurter Weihnachtsteller dürfen sie fehlen die Frankfurter Brenten, obwohl sie eigentlich keine reinen Weihnachtsgebäcke sind. Es handelt sich um eine seit dem Mittelalter bekannte Frankfurter Teegebäckspezialität. Die Frankfurter Brenten werden aus einem ähnlichen Teig, wie die Frankfurter Bethmännchen hergestellt. Manche bereiten den Marzipanteig mit Mehl und Ei zu, andere verzichten auf diese Zutaten. Im Prinzip handelt es sich um Lübecker Marzipan, das in Holzmodel gedrückt, in Stücke geschnitten und nach dem Trocknen gebacken wird.
Frankfurter Dichterspeise
Während man zwar von Goethe weiß, dass er die Frankfurter Brenten gerne aß, nicht aber, ob der Genuss auch Einfluss auf sein dichterisches Schaffen hatte, beschäftigte sich der Dichter Eduard Mörike in seinem Gedicht “Frankfurter Brenten” mit der Herstellung derselben:
“Mandeln erstlich, rat’ ich dir,
Nimm drei Pfunde, besser vier (Im Verhältnis nach Belieben);
Diese werden nun gestoßen
Und mit ordinärem Rosenwasser feinstens abgerieben.
Je aufs Pfund Mandeln akkurat
Drei Vierling Zucker ohne Gnad’!
Denselben in den Mörsel bring’,
Hierauf ihn durch ein Haarsieb schwing.
Von deinen irdenen Gefäßen
Sollst du mir dann ein Ding erlesen,
Was man sonst eine Kachel nennt,
Doch sei sie neu zu diesem End’!
Drein füllen wir den ganzen Plunder
Und legen frische Kohlen unter.
Jetzt rühr’ und rühr’ ohn’ Unterlaß,
Bis sich verdicken will die Mass’,
Und rührst du eine Stunde voll!
Am eingetauchten Finger soll
Das Kleinste nicht mehr hängen bleiben;
So lange müssen wir es treiben.
Nun aber bringe das Gebrodel
In eine Schüssel (der Poet,
Weil ihm der Reim vor allem geht,
Will schlechterdings hier einen Model,
Indes der Koch auf ersterer besteht.)
Darinne drück’s zusammen gut!
Und so hat es über Nacht geruht,
Sollst du’s durchkneten Stück für Stück,
Auswellen messerrückendick.
Je weniger Mehl du streuest ein,
Um desto besser wird es sein.)
Alsdann in Formen sei’s geprägt,
Wie man bei Weingebacknem pflegt;
Zuletzt – das wird der Sache frommen –
Den Bäcker scharf in Pflicht genommen,
Daß sie schön gelb vom Ofen kommen!”
Mörike beschreibt den gesamten Herstellungsprozess, von der Herstellung der Marzipanrohmasse angefangen bis zum Backergebnis. Heutzutage wäre das Gedicht um einiges kürzer, da die Herstellung der Marzipanrohmasse in der Regel entfällt. Bei der heutigen Brentenherstellung wird auf fertige Marzipanrohmasse zurückgegriffen.
Obwohl die Frankfurter Brenten eine sehr lange Tradition haben und bereits von Goethe geliebt wurden, werden sie heute nur noch selten kommerziell hergestellt. Bei einigen Bäckereien in Frankfurt am Main sind sie aber in der Advents- und Weihnachtszeit noch zu bekommen. Goethe ließ sich von seiner Mutter Frau Aja seine Lieblingsspeise (die Brenten) immer wieder zum Weihnachtsfest nach Weimar schicken.
Früher wurden die Frankfurter Brenten auf großen Backblechen in einer zusammenhängenden Masse gebacken. Erst nach dem Backen wurden Stücke herausgeschnitten. Dies soll sich erst durch die Beliebtheit der mundgerechten Bethmännchen geändert haben. Die Frankfurter Konditoreien gingen dadurch zu ebenfalls mundgerechten Frankfurter Brenten über.
Für alle Marzipanliebhaber lohnt sich das Ausprobieren dieser wundervollen Köstlichkeit.
Veränderungen zu Goethes Lebzeiten
Siebenjähriger Krieg: Während Goethes Lebenszeit (1749 – 1832) gab es riesige politische und gesellschaftliche Umwälzungen. Der Siebenjährige Krieg (1756 -1763), der teilweise auch als eigentlicher erster Weltkrieg bezeichnet wird. Kriegerische Auseinandersetzungen zwischen den Großmächten Großbritannien, Frankreich, Österreich, Preußen und Russland gab es nicht nur in Europa. Auch in Nordamerika, Indien, der Karibik und Afrika fanden kriegerische Auseinandersetzungen zu Lande und zur See statt, die das Machtgefüge deutlich verändern sollten. Der Siebenjährige Krieg bestand je nach Kriegsschauplatz aus verschiedenen Teilkonflikten. Am Ende des Siebenjährigen Krieges hatte Frankreich im Teilkonflikt Great War of the british Empire große Teile seiner Kolonien in Nordamerika an Großbritannien verloren. Spanien verlor Florida an die Briten.
Frieden von Hubertusburg und Königswahl: Österreich trat nach dem Dritten Schlesischen Krieg Schlesien endgültig an Preußen ab. Die Großmächte Preußen und Österreich standen sich aber auch nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges innerhalb des Heilige Römischen Reichs als Feinde gegenüber. Erst im Februar 1763 hatten Preußen und Österreich mit dem Frieden von Hubertusburg ein Friedensabkommen geschlossen, der zum Endes des Krieges führte. Maria Theresia, ihre Nachfolger und Erben verpflichteten sich auf Gebietsansprüche gegenüber Preußen zu verzichten, während Preußen seinerseits auf Reparationszahlungen verzichtete. In einem geheimen Zusatzartikel gab der preußische König Friedrich II. außerdem die Zusage die ihm als brandenburgischer Kurfürst zustehende Stimme, bei der Römischen Königswahl dem späteren Joseph II., dem Sohn Maria Theresias zu geben. Viel Diplomatie war erforderlich, um noch zu Lebzeiten des Kaisers Franz I. Stephan alle Kurfürsten dafür zu gewinnen den Kaisersohn Joseph zu wählen.
Folgen des Siebenjährigen Krieges und Französische Revolution: Großbritannien und Preußen standen als Sieger da. Die Folgen für Frankreich waren dagegen verheerend. Der Krieg hatte Unsummen verschlungen. Durch den Verlust der Kolonien verlor Frankreich außerdem die Möglichkeit die finanziellen Verluste auszugleichen. Frankreich drohte der Staatsbankrott. Dennoch sah man im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg (1775 – 1783) die Möglichkeit seine Rachegelüste gegenüber den Briten zu stillen. Frankreich stellte sich in dem Konflikt gegen Großbritannien und auf die Seite der 13 Kolonien. Das hatte zur Folge, dass die finanziellen Nöte Frankreichs weiter zunahmen. Das, sowie der aufwändige Lebensstil und weiteres ungeschicktes Handeln des französischen Königshauses können als Ursachen für die Französische Revolution 1789 gesehen werden. Marie Antoniette, die Gattin von Ludwig XVI. war die Schwester Joseph II. und Tochter von Maria Theresia und wurde in Paris auf dem heutigen Place de la Concorde am 16. Oktober 1783 enthauptet.
Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte ist ein weiterer Meilenstein dieser Zeit.
Ende des Heiligen Römischen Reiches, Napoleon, Koalitionskriege und die Folgen: Ein neuer Akteur, der Weltgeschichte schreiben sollte, trat mit Napoleon Bonaparte auf den Plan. Die Koalitionskriege, die Niederlage Napoleons in der Völkerschlacht bei Leipzig, die Verbannung nach Elba, die Rückkehr zur Herrschaft der Hundert Tage, die endgültige Niederlage in der Schlacht bei Waterloo und die erneute Verbannung, dieses Mal auf die Insel St. Helena, folgten. Zwischenzeitlich war das Heilige Römische Reich zusammengebrochen. Die Zahl der deutschen Staaten unter Napoleon von ca. 300 auf ca. 60 geschrupft. Bayern und Württemberg wurden zu Königreichen und Baden zum Großherzogtum erhoben. 1815 auf dem Wiener Kongress wurde Europa neu gestaltet. Einen deutschen Staat im heutigen Sinn gab es allerdings noch immer nicht, aber die Vorläufer dazu. Den Rheinbund und den Deutschen Bund.
Eigentlich zu viel um es in einem Leben zu erleben.
Goethe als Augenzeuge der letzten Kaiserkrönung
In dem Werk “Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit.” beschreibt Johann Wolfgang von Goethe die Erlebnisse seiner Kindheit und Jugend (1749 – 1775). Neben sehr persönlichen Erfahrungen, wie der ersten Liebe und dem darauf folgenden Liebeskummer beschreibt Goethe auch andere Ereignisse. Im Siebenjährigen Krieg beispielsweise war die Reichsstadt Frankfurt am Main von Frankreich besetzt. Da die Familie Goethe eine angesehene und wohlhabende Familie war, die in einem großen Haus wohnte, quartierte sich in dieser Zeit François de Théas von Thoranc, Französischer Leutnant und Leiter der städtischen Zivilverwaltung, von 1759 bis 1763 im Hause Goethe ein. Von Thoranc wurden in Frankfurt Hausnummern, Straßenschilder, die Straßenbeleuchtung (Öllampen) und neue Feuerlösch- und Müllbeseitigungsvorschriften eingeführt.
Frankfurt am Main war zu dieser Zeit dem Mittelalter näher, als der Neuzeit. Das zeigte sich nicht nur an der fehlenden Kanalisation oder den Hinrichtungsmethoden, wie dem Rädern. Auch ein besonderes Ereignis zeigte es überdeutlich: Die Krönung des letzten Kaisers des Heiligen Römischen Reichs in der alten Reichsstadt am 4. April 1764. Die Kaiserkrönung war ein Höhepunkt von Goethes Jugendzeit. Sein Vater hatte ihm seinerzeit den Auftrag erteilt ein Tagebuch über dieses Ereignis zu führen.
Das Heilige Römische Reich ist bereits Geschichte und Goethe sechzig Jahre alt, als er die Kaiserkrönung für seine Jugenderinnerungen niederschreibt. Goethe berichtet seiner damaligen Jugendliebe Gretchen über das historische Ereignis. Da die Kaiserkrönung bereits lang zurücklag, berichtet Goethe mit dem Wissen um die nachfolgenden Ereignisse. Er berichtet über das historische Ereignis, als würde er über eine Theatervorführung eines “halb majestätischen, halb gespenstischen Welttheaters” berichten:
„Ich verglich nicht unschicklich diese Feierlichkeiten und Funktionen mit einem Schauspiel, wo der Vorhang nach Belieben heruntergelassen würde, indessen die Schauspieler fortspielten, dann werde er wieder aufgezogen und der Zuschauer könnte an jenen Verhandlungen einigermaßen wieder Teil nehmen.“
Der habsburgische Kronprinz Joseph, der zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs gewählt wurde, war zu diesem Zeitpunkt bereits nur noch ein patriotisches Symbol eines untergehenden Reiches. Dennoch wurde der Krönungstag in Frankfurt mit großem Pomp und einer Menge Nationalstolz gefeiert. Alle Fremden mussten die Stadt Frankfurt verlassen und die Juden wurden in der Judengasse eingesperrt, bevor alle Majestäten nach der Königswahl mit großem Gefolge in die Stadt einzogen. Die feierliche Krönung und die religiösen Feierlichkeiten, wie die Salbung erlebte Goethe nicht persönlich mit. Jedoch schrieb er:
„Wir fühlten uns als Deutsche und als Frankfurter von diesem Ehrentag doppelt und höchlich erbaut.“
Goethe beschrieb, dass Wein aus einen Brunnen mit Doppeladler floss, ein großer Ochse an einen Spieß gegrillt und Münzen, Wein, Wurst und Ochsenfleisch unters Volk gebracht wurden. Die ganzen Zeremonien schienen wie Relikte aus einer anderen Welt. Die ganze Symbolik sollte den Leuten zeigen, dass das alte Reich weiter bestand hatte. In der Realität hatten sich die Machtverhältnisse nach dem Siebenjährigen Krieg aber so verschoben, dass das alte Reich nur noch eine Illusion war. Beim Krönungsmahl im Frankfurter Rathaus hätten eigentlich die Fürsten ihren Erzämtern entsprechend gewisse Aufgaben ausführen sollen, wie beispielsweise die Bewirtung des frisch gekrönten Kaisers. Die Ausübung der erzamtlichen Pflichten soll seit Karl dem Großen eine symbolische Unterwerfung gegenüber dem Kaiser darstellen. Die meisten Fürsten erschienen jedoch noch nicht einmal zu der Zeremonie. Trotz allem wurden alle Formalitäten bis hin zur Übergabe der Reichinsignien eingehalten. Goethe schrieb dazu:
„Der junge König schleppte sich in den ungeheuren Gewandstücken mit den Kleinodien Karls des Großen, wie in einer Verkleidung, einher, sodass er selbst, von Zeit zu Zeit seinen Vater ansehend, sich des Lächelns nicht enthalten konnte. Die Krone, welche man sehr hatte füttern müssen, stand wie ein übergreifendes Dach vom Kopf ab.“
Das all die mittelalterlichen Riten nur ein Schauspiel waren, das nichts mit der Realität zu tun hatte, zeigt auch, das Joseph II. darüber an seine Mutter Maria Theresia schrieb, es handelte sich um eine wahre Komödie, „une vraie comédie“.
Vom Kaiser zum Adligen erhoben
Immerhin ist noch anzumerken, dass Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach 1782 Kaiser Joseph II. ersuchte Goethe in den Adelsstand zu erheben. Daraufhin wurde das kaiserliche Adelsdiplom am 10. April 1782 ausgestellt. Nach einer Zahlung von 362 Talern wurde Goethe in den erblichen Adelsstand erhoben und durfte sich seither von Goethe nennen. Obwohl Goethe bereits zuvor seit langem in Weimar in höchsten Kreisen verkehrte, hatte er bis dahin wegen seines niedrigen Standes, beim Essen mit dem Fürsten an einem extra Tisch Platz nehmen müssen.
Frankfurter Brenten – Ein Gedicht
Schon Goethe liebte die Frankfurter Brenten. Alle die Marzipan lieben, werden verstehen warum und die Brenten ebenso genießen.
Zutaten
- 500 g Marzipanrohmasse
- 1 Eiweiß
- 20 g Weizenmehl Type 405 oder 550
- 125 g Puderzucker
- 2 TL Rosenwasser, alternativ Orangenblütenwasser
- optional: etwas geriebene Zitronenschale
Anleitung
- Step 1 Das Mehl und den Puderzucker in eine Schüssel* geben. Gut vermischen.
- Step 2 Die Marzipanrohmasse in Stückchen reißen und hinzufügen. Alles zu einer krümeligen Masse verkneten.
- Step 3 Das Ei trennen. Das Eigelb anderweitig verwenden.
- Step 4 Das Eiweiß, das Rosenwasser* und falls gewünscht den Zitronenschalenabrieb in die Schüssel geben.
- Step 5 Alles gut zu einem festen, glatten Teig verkneten.
- Step 6 Den Marzipanteig auf der leicht mit Puderzucker bestäubten Arbeitsplatte ca. 1 cm dick ausrollen.
- Step 7 Ein Holzmodel* leicht mit Puderzucker ausstreuen und gut ausklopfen.
- Step 8 Den Teig auf das Model legen und leicht andrücken.
- Step 9 Das Model vorsichtig umdrehen und vom Teig abnehmen.
- Step 10 Die Brenten in Form des Abdrucks in Stücke schneiden.
- Step 11 Die ausgeschnittenen Brenten auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech legen und 24 Stunden trocknen lassen.
- Step 12 Am nächsten Tag den Backofen auf 150°C vorheizen.
- Step 13 Die Frankfurter Brenten für ca. 15 Minuten in den Backofen schieben.
- Step 14 Die Frankfurter Brenten sollen nur angebräunt und nicht gebacken werden. Sobald die Details der Muster auf den Brenten angebräunt sind, sind die Frankfurter Brenten fertig.
Frankfurter Brenten II - Ein Gedicht - ohne Mehl und Ei
Diese Art von Frankfurter Brenten muss nicht unbedingt gebacken werden, da sie weder Ei, noch Mehl enthalten. Nach dem Lufttrocknen, das auch im Dörrgerät erfolgen kann, können die Muster der Brenten ganz leicht vorsichtig mit einem Gasbrenner angeflämmt wurden. Aufpassen, dass es nicht zu dunkel wird. Dies kann aber auch zusätzlich nach dem Backen getan werden, falls die Muster durch das Backen nicht gebräunt wurden.
Zutaten
- 500 g Marzipanrohmasse
- 150 g Puderzucker
- 2 TL Rosenwasser, alternativ Orangenblütenwasser
- 1 Zitrone, abgeriebene Schale
Anleitung
- Step 1 Den Puderzucker in eine Schüssel* sieben.
- Step 2 Die Zitrone abwaschen, trocken tupfen und die Schale fein abreiben. Zum Puderzucker hinzufügen.
- Step 3 Die Marzipanrohmasse in kleine Stückchen reißen und zum Puderzucker geben.
- Step 4 Das Rosen*- oder Orangenblütenwasser* hinzufügen.
- Step 5 Alles gut miteinander verkneten.
- Step 6 Den Marzipanteig auf der mit Puderzucker bestäubten Arbeitsplatte portionsweise ca. 1 cm dick ausrollen.
- Step 7 Den ausgerollten Marzipanteig ganz leicht mit Puderzucker bestäuben. Ein leicht mit Puderzucker bestäubten Holzmodel* in den Marzipanteig drücken und gerade nach oben abziehen.
- Step 8 Die Frankfurter Brenten anhand der eingedrückten Muster ausschneiden, ausstechen* oder ausradeln*.
- Step 9 Ein Backblech mit Backpapier belegen und die fertigen Brenten darauflegen.
- Step 10 So verfahren, bis der Marzipanteig aufgebraucht ist.
- Step 11 Die Frankfurter Brenten über Nacht oder besser 24 Stunden offen trocknen lassen.
- Step 12 Den Backofen auf 150°C vorheizen.
- Step 13 Die Frankfurter Brenten in ca. 15 Minuten hellbraun backen.