Es gibt vermutlich mindestens 1001 Rezepte für diese regionale Spezialität. Aber wer die Waffeln nach unserem Rezept backt, kann sicher sein, dass sie genauso schmecken, wie sie auch zur Bergischen Kaffeetafel im Bergischen Land serviert werden. Der typische deutsche Nachmittagskaffee und die traditionelle Bergische Kaffeetafel sind übrigens grundverschieden. Bei der Bergischen Kaffeetafel kommen neben süßen auch herzhafte Speisen ganz unterschiedlicher Art auf den Tisch. Dies liegt vor allem daran, dass in alten Zeiten einfach alles aufgetischt wurde, was der Hof zu bieten hatte. Ein üppig gedeckter Tisch zeugte von großer Gastfreundschaft.
Neben frischem Kaffee gelten Korinthenstuten, Milchreis mit Zucker und Zimt, Hefeteigbällchen, Quark, Zwieback, Burger Brezeln, Schwarz- und Graubrot, süße Aufstriche und allerlei Fleisch- und Wurstwaren unbedingt zur Bergischen Kaffeetafel. Auch die Bergischen Waffeln, ganz klassisch mit heißen Kirschen und Sahne dürfen auf keinen Fall fehlen. Verschiedene Kuchen, wie der Napfkuchen sind ebenfalls eine beliebte Beilage. Zur besseren Verdauung gibt es zum Abschluss des Mahls oft noch einen Korn.
Die Bergische Kaffeetafel war ursprünglich ein Festtagsessen. In der heutigen Zeit ist sie eher kommerziell und wird als regionale Küche in Restaurants und Cafés des Bergischen Landes angeboten. In den teils urigen Gaststuben, in denen heutzutage die Bergische Kaffeetafel serviert wird, sitzen ganze Gruppen mehrere Stunden beisammen und genießen die Köstlichkeiten bei intensiven Gesprächen. Ein lautes, aber herzliches Zusammensein eben, wie in alten Zeiten.
Vom Herzogtum nach NRW
Das Bergische Land gehört heute zum Bundesland Nordrhein-Westfalen. Der Name bezieht sich auf das historische Gebiet des Herzogtums und späteren Großherzogtums Berg. Das Herzogtum Berg bestand als Grafschaft vom 11. Jahrhundert bis 1380, dann als Herzogtum bis 1806 und war bis zu dessen Auflösung Teil des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Von 1806 – 1813 bestand es als Großherzogtum Berg weiter. Nachdem König Maximilian I. Joseph von Bayern das Herzogtum Berg an Napoleon abgetreten hatte, wurden die Herzogtümer Berg und Kleve am 15. März 1806, als Großherzogtum Berg, an Napoleons Schwager, Joachim Murat übergeben. Nach der Niederlage Napoleons in der Schlacht bei Waterloo und dem Wiener Kongress 1815 fielen große Teile des Großherzogtums an Preußen. 1822 wurde es mit dem Großherzogtum Niederrhein zur Rheinprovinz.
1946 wurde das Land Nordrhein-Westfalen (NRW) aus dem nördliche Teil der Rheinprovinz sowie der Provinz Westfalen gebildet. Die ehemalige bergische Hauptstadt Düsseldorf wurde zur Hauptstadt von NRW. Seit 1949 ist NRW Teil der Bundesrepublik Deutschland. Somit gehört die Bergische Kaffeetafel heute zur Tradition NRWs.
Joachim Murat – Schwager, Prinz und Großherzog
Joachim Murat war der Sohn eines Gastwirtes. In Toulouse sollte er eine Priesterausbildung erhalten, was aber wegen seines ausschweifenden Lebensstils scheiterte. 1787 trat Murat in die französische Armee ein und musste sein Regiment wegen Gehorsamsverweigerung verlassen. Während der Französischen Revolution war er Mitglied der Garde konstitutionelle König Ludwigs XVI.. 1795 verteidigte er unter Napoleon den Nationalkonvent gegen Regierungsgegner. Unter Napoleon machte Murat weiter Karriere und wurde 1796 dessen Adjutant. Während des Staatsstreich am 9. November 1799 unterstützte Murat Napoleon, wurde Kommandeur der Konsulargarde und heiratete 1800 Napoleons jüngste Schwester Caroline Bonaparte.
Als Schwager Napoleons und französischer Kavallerieoffizier ging der Aufstieg Joachim Murats weiter. 1801 kämpfte Murat an der Seite Napoleons in Italien und hatte als Oberbefehlshaber der Kavallerie großen Anteil am Sieg über Österreich und Preußen.
1804 wurde Murat Maréchal d’Empire, 1805 zum französischen Prinzen erhoben. Im Jahr 1805 kaufte Murat den Elysée-Palast in Paris. Die Escalier Murat („Murat-Treppe“) und der Salon Murat beziehen sich noch heute auf Murat. 1808 ging der Elysée-Palast durch den Verkauf an Napoleon in den Staatsbesitz über. Von 1806 bis 1808 war er als Joachim Napoléon I. Großherzog von Berg sowie von 1808 bis 1815 König von Neapel.
Nach dem Frieden von Tilsit kämpfte Murat in Spanien und marschierte mit französischen Truppen am 23. April 1808 in Madrid ein. Die erhoffte Krone von Spanien erhielt jedoch Napoleons Bruder Joseph Bonaparte. Murat wurde dagegen zum König beider Sizilien proklamiert.
1812 nahm Murat am Russlandfeldzug als Befehlshaber der gesamten Kavallerie teil. Am 17. Januar 1813 übergab Murat eigenmächtig den Oberbefehl an Eugène de Beauharnais und kehrte nach Neapel zurück. Im August 1813 kommandierte er in der Schlacht bei Dresden die französischen Truppen und kämpfte in der Völkerschlacht bei Leipzig. 1813 wechselte Murat nach der Völkerschlacht bei Leipzig auf die Seite der antinapoleonischen Koalition, kämpfte gegen Eugène de Beauharnais und trug so zur Niederlage Napoleons bei.
Als sich abzeichnete, dass der Wiener Kongress nicht bereit war, Murat als König von Sizilien zu bestätigen, trat er mit Napoleon auf Elba in Kontakt. Nach der Rückkehr Napoleons aus der Verbannung auf Elba, wechselte Murat während der Herrschaft der Hundert Tage zurück an die Seite Napoleons. Als Murats Armee geschlagen war, flüchtete er zunächst nach Frankreich. Dort stellte er eine kleine Truppe auf und segelte mit sechs Schiffen in Richtung Neapel, um seinen Thron zu sichern. Dieser Versuch Murats, durch eine Landung in Italien sein Königreich zurückzugewinnen, scheiterte. Der siegreiche Bourbonenkönig Ferdinand I. ließ Murat am 13. Oktober 1815 standrechtlich erschießen. „Soldaten, zielt auf das Herz, schont das Gesicht!“, soll Murat dem Erschießungskommando noch zugerufen haben.
Obwohl die Leiche Murats als verschollen gilt bleibt etwas von ihm bis heute erhalten: Im Salon Murat des Elysée-Palast tagt heute das französische Kabinett. Am Triumphbogen in Paris in der 24. Spalte ist sein Name eingetragen.
Der Dichter Heinrich Heine schildert in “Heines Reisebilder, 2. Teil” den Einzug des Großherzogs Joachim in Düsseldorf 1806 und die Einquartierung eines Majors in seinem Elternhaus. Auch in Honoré de Balzacs Erzählung “Oberst Chabert” sowie in “Der gefangene König” von François Garde wurde Murat Teil der Literaturgeschichte.
Bergische Waffeln – Traditioneller Klassiker aus NRW
Waffeln an sich mag wohl schon jedes Kind. Aber dann noch mit heißen Kirschen und Sahne? Das ist einfach unwiderstehlich. Dieser Bergische Klassiker ist ein absolutes muss für jeden Waffelliebhaber.
Zutaten
- 130 g Butter, zimmerwarm
- 300 g Weizenmehl Type 405 oder 550
- 100 g Zucker
- 2 TL Backpulver
- 1 Päckchen Vanillezucker
- 2 EL Honig
- 2 Eier
- 1 Prise Salz
- 1 Prise gemahlener Zimt
- 1 Prise gemahlener Anis
- 125 ml Mineralwasser mit Kohlensäure, zimmerwarm
- Zum Bestreuen: 1 EL Puderzucker
- Zum Servieren: 1 Glas Kirschen (700 g)
- 1 EL Stärkemehl oder Vanillepuddingpulver
- optional: 2 cl Kirschwasser oder Obstlikör
- 500 ml Schlagsahne
Anleitung
- Step 1 Die Butter und den Zucker in die Rührschüssel geben und schaumig schlagen.
- Step 2 Die Eier hinzufügen und unterrühren.
- Step 3 Das Mehl mit dem Backpulver vermischen und portionsweise gut unterrühren.
- Step 4 Wenn der Teig zu fest wird, portionsweise das Mineralwasser hinzufügen.
- Step 5 Wenn das gesamte Mehl und Mineralwasser gut untergerührt wurde, das Salz, den Zimt, Anis und Honig hinzufügen und den dickflüssigen Teig noch einmal gut durchrühren.
- Step 6 Das Waffeleisen aufheizen und falls erforderlich einfetten.
- Step 7 Die Waffeln werden in einem gefetteten Eisen gebacken.
- Step 8 Die Kirschen mitsamt der Flüssigkeit in einem Topf aufkochen. Die Stärke oder das Puddingpulver unterrühren. Sobald die Masse eingedickt ist, den Topf vom Herd nehmen. Optional Kirschwasser oder Obstlikör einrühren.
- Step 9 Die Sahne steif schlagen.
- Step 10 Die fertigen Waffeln mit Puderzucker bestreuen, mit den noch heißen Kirschen und der Sahne anrichten.
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