Wer schon einmal Urlaub in Dänemark gemacht hat, dem wird aufgefallen sein, dass es sehr viele Hotdog-Stände in unserem schönen Nachbarland gibt. Hotdogs, in ihrer landestypischen Form sind ein dänisches Stück Kultur par exellence. Die Geschichte des Hotdogs im Allgemeinen haben wir bereits in unserem Artikel über Hotdog Buns nach der Tangzhong Methode beschrieben. Aber wie ist es dazu gekommen, dass das Hotdog zu Dänemark gehört wie das Smørrebrød und was hat es mit den typischen roten Würstchen auf sich? Das alles werden wir in diesem Artikel beleuchten.
Rød Pølse – Das rote, dänische Würstchen
Wenn es um die Wurst geht, trifft man in Dänemark auf etwas, das für deutsche Esser sehr – sagen wir mal – ungewöhnlich aussieht: Würstchen in einem knallroten Darm – die rød pølse. Da fragt man sich zuerst, ob das rote Etwas überhaupt mitgegessen werden kann. Vorweggesagt: Man kann!
Der Legende nach wurden Würstchen, die aus minderwertigem Fleisch oder Fleisch vom Vortag hergestellt wurden, in den 1930er Jahren rot eingefärbt. Denn diese wurden billiger verkauft, als die frischen, hochwertigeren Würstchen. Irgendwann setzte sich dann die rote Farbe am Pølsevogn (Wurstbude oder Hotdog-Stand) durch und alle Würstchen erhielten unabhängig von ihrer Qualität die rote Farbe. Die rote Farbe wird durch den Farbstoff E120, dem Karminrot erzeugt. Ein natürlicher Farbstoff, der aus weiblichen Cochenille-Schildläusen gewonnen wird. Das hört sich jetzt vielleicht nicht so lecker an. Der Farbstoff ist allerdings auch in vielen anderen Lebensmittel und auch in Lippenstiften sowie Buntstiften enthalten.
Übrigens gibt es auch in Dänemark nicht nur die roten Würstchen im Hotdog, sondern auch Wiener bzw. Frankfurter. Es gibt das Würstchen gekocht oder gegrillt (ristet pølse). Außerdem das Franske Hotdog (auch Hapsdog genannt). Ein halbiertes Baguette, mit einem Loch in der Mitte, das mit Ketchup und Dressing gefüllt und dann ein Würstchen hineingesteckt wird. Das Franske Hotdog wurde zuerst in den 1970er Jahren in Dänemark eingeführt, konnte sich aber zunächst nicht durchsetzen. 1981 wurden in dem Film „Die Olsenbande fliegt über alle Berge“, der in Paris spielt, Franske Hotdogs gezeigt. Zu diesem Zeitpunkt war diese Variante in Dänemark nicht erhältlich. Erst in den späten 1980er Jahren wurde das Franske Hotdog kommerziell erfolgreich und erreichte eine größere Verbreitung.
Der Reim eines dänischen Hotdog-Verkäufers bringt das Motto der dänischen Hotdog-Kultur ganz gut auf den Punkt:
“En pølse skal serveres med føl’se” (Ein Würstchen sollte mit Gefühl serviert werden)
Der Pølsevogn kommt nach Dänemark
Anfang des 20. Jahrhunderts gab es erste Bestrebungen einen Straßenverkauf für Hotdogs in Dänemark einzuführen.
Während es in anderen Ländern zu dieser Zeit durchaus üblich war, Essen auf der Straße zu verkaufen und zu konsumieren, wurden diverse Anträge, dies auch in Dänemark zu ermöglichen, lange Zeit abgelehnt. Ein Grund dafür war, dass die Behörden sich um den Straßenverkehr sorgen machten und auch den Verkauf und Verzehr von Essen auf der Straße für eine Schande hielten. Hinzu kam aber vor allem eine starke Lobby der Restaurantbesitzer, die gegen diese Art von Konkurrenz erfolgreich protestierten.
So dauerte es noch bis 1920, bis der erste Pølsevogn in Kopenhagen den Verkauf aufnehmen durfte. Der Däne Charles Svendsen Stevn, der bereits seit 10 Jahren einen erfolgreichen Hotdog-Verkauf in Kristiania (heute Oslo) betrieben hatte, erhielt 1920 die erste Lizenz für den Verkauf von Hotdogs in Kopenhagen an mehreren Standorten: Rådhuspladsen, Vesterbros Torv, Nørreport, Nørrebro Runddel, Gammeltorv und Christianshavns Torv.
Anfangs bestanden die Verkaufswagen lediglich aus einem einfachen hölzernen Handwagen. Luxuriösere Pølsevogn boten dem Verkäufer dagegen auch einen Unterstand.
Vom Luxus- zum Kulturgut
Anfangs waren die Hotdogs mit 25 Øre für ein Würstchen und zusätzlichen 5 Øre für ein Brötchen nicht für jedermann erschwinglich und eher ein Luxusessen.
Bald schon konnte man dennoch auch in anderen Städten Dänemarks Hotdogs kaufen. Es entwickelte sich ein boomendes Geschäft, denn die Hotdogs wurden in Dänemark ein Hit und sind es bis heute. In den 1930er Jahren verbreitete sich das Hotdog-Geschäft immer weiter, als dadurch ein Gerechtigkeitsproblem zu Tage trat. Man benötigte eine Lizenz, um einen Pølsevogn betreiben zu dürfen, aber nicht um als Verkäufer dort zu arbeiten. Die Verkaufsstände gehörten daher wenigen Personen, die damit viel Geld verdienten. Ein Pølsevogn konnte bis zu 700 Kronen pro Woche einbringen, während der angestellte Verkäufer einen Wochenlohn von gerade einmal 25 Kronen erhielt. 1942 schlossen sich daher einige Kopenhagener Hotdog-Verkäufer zusammen und wandten sich an den Bürgermeister der Stadt. Ziel war es, die für den Betrieb eines Pølsevogn geltenden Gesetze zu verändern.
Das führte zur Änderung der Richtlinien. Die Verkäufer von Hotdogs sollten selbständig sein und eine Einzelgenehmigung beantragen, um an bestimmten Orten in der Stadt Hotdogs verkaufen zu dürfen. Für eine selbständige Tätigkeit benötigte man bis dahin in Dänemark einen Nachweis darüber, dass man aufgrund einer Behinderung oder aus anderen Gründen nicht in der Lage war einer anderen Tätigkeit nachzugehen.
Seitdem veränderte sich der Hotdog-Verkauf in Dänemark und war nicht nur ein Job. Die selbständigen Verkäufer gaben ihren Pølsevogn persönliche Namen, wie es sie auch heute noch gibt. Zum Beispiel Harry‘s Place oder Bjarnes Pølser. Der Verkauf von Hotdogs wurde so etwas wie eine persönliche Angelegenheit.
Nach dem zweiten Weltkrieg kam das Hotdog-Geschäft in Dänemark so richtig in Schwung, erreichte seinen Höhepunkt aber erst in den 1960er und 1970er Jahren. Es gab zu diesem Zeitpunkt allein in Kopenhagen mehrere hundert Pølsevogn. Mit der zunehmenden Konkurrenz durch anderes Fastfood hat diese Zahl zwar deutlich abgenommen, es gibt aber noch immer gefühlt an jedem Bahnhof und an jeder Straßenecke einen Pølsevogn in Kopenhagen und im ganzen Land. Denn Hotdogs isst in Dänemark so ziemlich jeder für sein Leben gern und trinkt dazu idealerweise ein Cocio (Milchkakao).
Man sagt den Dänen nach, dass jeder eine festgelegte Meinung dazu hat, wie ein perfektes Hotdog auszusehen hat und wie es belegt sein soll. Das dänische Hotdog kann zwar je nach Region selbst in Dänemark recht unterschiedlich sein. Dennoch wäre eine Diskussion mit einem Dänen darüber wohl ähnlich sinnvoll, wie in Deutschland mit jemandem über die Aufstellung der deutschen Fußballnationalmannschaft zu diskutieren.
Mittlerweile gibt es in Dänemark zahlreiche Varianten, ob mit scharfer Sauce oder als Gourmet-Variation. Wir stellen in unserem Rezept das dänische Hotdog so vor, wie wir es in Kopenhagen selbst gegessen haben. Mit dänischer Remoulade, frischen Zwiebeln, Röstzwiebeln, Gurken sowie Ketchup und Senf. Eine weitere dänische Variante ist das Hotdog mit Rotkohl.
Wir lieben es! Ein Dank an unsere dänischen Nachbarn für diesen Genuss.
Alles, was für das Dänische Hotdog benötigt wird:
- Dänische Remoulade, wie unter Teil 1 beschrieben.
- Hotdog Buns mit Roggenmehl, wie unter Teil 2 beschrieben, alternativ unsere Hotdog Buns – Thangzong Methode.
- Eingelegte Gurkenscheiben nach unserem Rezept (am besten mit Dill) und zusätzlich Röstzwiebeln, frische Zwiebeln, gehackt, Ketchup und Senf bereitstellen.
- Dann kann es mit der Zubereitung der Dänischen Hotdogs, wie unter Teil 3 beschrieben, weitergehen.
Dänische Hotdogs – Teil 1: Dänische Remoulade
Ohne die typische dänische Remoulade ist ein Hotdog in Dänemark undenkbar.
Zutaten
- 230 g Mayonnaise
- 2 EL Skyr, saure Sahne, Joghurt oder Schmand
- 2 TL Senf, z. B. Dijon Senf
- 2 EL Kapern, fein gehackt
- 4 EL Gewürzgurken, fein gehackt
- 2 EL feingehackte Zwiebel- oder Schalottenwürfel
- 2 EL frische Petersilie, fein gehackt
- 1-2 TL Currypulver
- 1 TL Kurkuma
- Salz und Pfeffer nach Geschmack
Anleitung
- Step 1 Die Kapern, Zwiebeln oder Schalotten, Petersilie und Gewürzgurken fein hacken.
- Step 2 Alle Zutaten in eine Schüssel geben und gut verrühren.
- Step 3 Mit Salz und Pfeffer abschmecken.
- Step 4 Die Schüssel mit Folie bedecken und für einige Stunden, am besten über Nacht, in den Kühlschrank stellen.
Dänische Hotdogs – Teil 2: Dänische Hotdog Buns mit Roggenmehl
Für die dänischen Hotdog Buns haben wir uns softe Buns mit Roggenanteil ausgedacht. Sie sind den Buns ähnlich, die wir in Kopenhagen gegessen haben.
Zutaten
- Für den Poolish:
25 g Roggenmehl Type 1150
50 g Weizenmehl Type 550
2 g Frischhefe
75 ml Wasser, lauwarm - Für den Hauptteig:
Poolish
10 g Frischhefe
100 ml Milch oder Buttermilch, lauwarm
100 ml Wasser, lauwarm
1 EL Honig
1/2 TL Salz
2 EL geschmolzene Butter
125 g Roggenmehl Type 1150
250 g Weizenmehl Type 550
Anleitung
- Step 1 Die Zutaten für den Poolish in einer Schüssel gut verrühren. Mit Folie bedecken und bei Zimmertemperatur 2-3 Stunden gären lassen.
- Step 2 Anschließend die Schüssel über Nacht in den Kühlschrank stellen.
- Step 3 Am nächsten Tag den Poolish ca. 60 Minuten vor dem Anrühren des Hauptteigs aus dem Kühlschrank nehmen. Vor dem Weiterverarbeiten sollte der Poolish Zimmertemperatur erreicht haben.
- Step 4 Dann den Poolish in die Rührschüssel der Küchenmaschine geben, die restlichen Zutaten hinzufügen und miteinander verkneten bis der Teig nicht mehr klebt. Falls nötig noch etwas Weizenmehl hinzufügen.
- Step 5 Die Schüssel mit einem Tuch bedecken und für ca. 30 Minuten oder bis das Teigvolumen sich verdoppelt hat, an einen warmen Ort stellen.
- Step 6 Ein Backblech mit Backpapier auslegen.
- Step 7 Den Teig auf die leicht bemehlte Arbeitsfläche geben und in 8 gleich große Teile teilen.
- Step 8 Alle Teigportionen gut durchkneten und zu Kugeln formen. Dann die Kugeln mit leichtem Druck in die längliche Form eines Hotdog Buns rollen.
- Step 9 Die fertig geformten Hotdog Buns auf das Backblech* legen. Mit einem Küchentuch oder Bäckerleinen bedecken und für ca. 30 – 45 Minuten oder bis sich die Größe der Buns in etwa verdoppelt hat, ruhen lassen.
- Step 10 Den Backofen auf 180°C vorheizen.
- Step 11 Die Oberseite der Hotdog Buns mit Milch einpinseln und für 20 Minuten in den Backofen schieben., Dann die Oberseite der Hotdog Buns mit Butter bepinseln und für weitere 5 – 10 Minuten in den Backofen schieben.
- Step 12 Sobald die Oberseite der Buns goldbraun ist und sie hohl klingen, wenn man darauf klopft, die Buns aus dem Ofen nehmen.
- Step 13 Die fertigen Hotdog Buns auf einem Küchengitter mindestens 15 Minuten abkühlen lassen. Dann können die Hotdog Bus aufgeschnitten und belegt werden.
Dänische Hotdogs – Teil 3: Hotdogs zubereiten
Alle Zutaten nach den Rezepten fertiggestellt? Dann kann es mit der Zubereitung der dänischen Hotdogs weitergehen. Mahlzeit!
Zutaten
- Dänische Remoulade
- Hotdog Buns
- Würstchen (røde pølser, Frankfurter oder Wiener)
- Süß-sauer eingelegte Gurkenscheiben (mit Dill)
- Röstzwiebeln
- 1 frische Zwiebel
Anleitung
- Step 1 Pro Person ein bis zwei Würsten in einem Topf mit Wasser erwärmen, aber nicht kochen.
- Step 2 Die Zwiebel abziehen und fein Würfeln.
- Step 3 Die Hotdog Buns halb aufschneiden und eine ordentliche Portion dänische Remoulade hineingeben.
- Step 4 Ein Würstchen in das Hotdog Bun legen und mit einer Quetschflasche jeweils einen Streifen Ketchup und Senf über das Würstchen geben. Je nach Wunsch weitere dänische Remoulade im Bun verteilen.
- Step 5 Das Hotdog Bun mit Zwiebelwürfeln, Röstzwiebeln und den eingelegten Gurkenscheiben befüllen und genießen.
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