Congyou Luobosi (葱油萝卜丝) ist ein traditionelles Gericht aus der Stadt Suzhou, eine Stadt der Gärten und Kanäle im Osten Chinas, nahe Shanghai. Seine raffinierte Zubereitung mit einfachen Zutaten repräsentiert sehr gut den typischen Kochstil von Suzhou, den man Su-Bang-Küche (苏帮菜, Sūbāng Cài) nennt.
Es wird gesagt, dass die Su-Bang-Küche im Jahr 514 v. Chr. entstand, also im gleichen Alter wie die Stadt Suzhou, die eine Geschichte von mehr als 2.500 Jahren hat. Sie zeichnet sich durch ihren leichten, frischen und naturbelassenen Geschmack aus. Milde Würzung und die Bewahrung des ursprünglichen Aromas der Zutaten sind zentrale Merkmale dieser kulinarischen Tradition, die so fein und zurückhaltend ist wie die klassischen Gärten von Suzhou (UNESCO Weltkulturerbe) und der ruhige Lebensstil der Einheimischen. Mit der leichten Konsistenz und erfrischenden Farbe wirkt Congyou Luobosi deshalb wie ein Hauch Suzhou auf dem Teller.
Es handelt sich um einen bekömmlichen Salat aus fein geschnittenen Rettichstreifen, die in Lauchöl eingelegt werden. Sein intensives Aroma und knackiger Biss entwickeln sich fast allein durch Zeit und Ruhe. Am besten schneidet man die feinen Rettichstreifen mit einem chinesischen Kochmesser*. Wer es einfacher haben möchte, kann natürlich auch einen Streifenschneider (wie diesen*) benutzen. Danach werden die Rettichstreifen mit Salz und Zucker entwässert, so gut wie möglich ausgedrückt und für eine Weile in Lauchöl eingelegt. Wer schon nach unserem Rezept Lauchöl zubereitet hat, kann dieses direkt zum Einlegen der Rettichstreifen benutzen. Das aromatische Lauchöl verbindet die leichte Schärfe des Rettichs mit der herzhaften Süße der Lauchzwiebel, wie ein kleines Wunder.
Obwohl Congyou Luobosi – oder einfacher gesagt Rettichsalat mit Lauchöl – ein einfaches Hausmannsgericht ist, ist es als eine leichte und dennoch aromatische Delikatesse in den südlichen Regionen Chinas wie Jiangsu, Shanghai und Zhejiang, insbesondere in der Stadt Suzhou, sehr beliebt. Genauso wie die anderen raffinierten Gerichte, die mit aromatischem Lauchöl verfeinert werden, wie Congyou Ban Mian (葱油拌面, Nudeln mit Lauchöl) oder Congyou Dòufusī (葱油豆腐丝, Tofustreifen mit Lauchöl), gehört dieses Gericht für die Einheimischen zum Alltag. Dessen Verwendung ist sehr vielseitig. Es begleitet eine Schale Reisbrei, passt zum Wantan oder wird einfach als kleine Beilage zum Fleisch oder Fisch serviert. Zur Nudel- oder Gemüsebowl ist es auch ein kleines Highlight. Da sich in der modernen Küche gesunde Gerichte zunehmender Beliebtheit erfreuen, passt Congyou Luobosi mit seinem geringen Kaloriengehalt und hohen Ballaststoffanteil auch ideal in eine bewusste Ernährung.
Die Städte in China entwickeln sich heutzutage rasant. In Suzhou hat sich auch viel verändert. Die Straßen sind lauter geworden, das Leben schneller. Doch manche Dinge bleiben. Der Geschmack von Congyou Luobosi ist einer davon – eine Erinnerung an ruhige Tage, an die Stimmen der Familie am Esstisch, an die Wärme eines einfachen, aber perfekten Gerichts.
Congyou Luobosi – Rettichsalat mit Lauchöl
Man kann weißen Rettich durch Kohlrabi oder schwarzen Winterrettich ersetzen. Statt des Schnittlauchs kann man auch das kleingeschnittene Grün von Frühlingszwiebeln benutzen. Man kann auch das klassische Rezept variieren, indem man Zutaten wie geröstete, grob zermahlene Sesamkörner, Chiliflocken oder schwarzen Pfeffer aus der Mühle hinzufügt, um dem Gericht eine neue Geschmacksnote zu verleihen.

Zutaten
- 500 g weißer Rettich
- 10 g frische Schnittlauchröhrchen
- 2 Frühlingszwiebeln
- 1 kleine Schalotte
- 1 Knoblauchzehe
- 1 dicke Scheibe Ingwer
- ¼ TL Salz
- ½ TL Zucker
- 5 EL Rapsöl
Anleitung
- Step 1 Das Grün des Rettichs entfernen, dann waschen und schälen.
- Step 2 Den Rettich mit einem Messer* oder Streifenschneider* in feine Streifen schneiden.
- Step 3 Die Rettichstreifen in einer Schüssel mit Salz und Zucker mischen.
- Step 4 Danach die Schüssel mit Frischhaltfolie bedecken und die Rettichstreifen mindestens 2 Stunden, besser über Nacht im Kühlschrank entwässern lassen.
- Step 5 Ca. 2 Stunden vor dem Servieren die Rettichstreifen gründlich mit den Händen ausdrücken, je trockner, desto besser.
- Step 6 Die ausgedrückten Rettichstreifen in eine saubere Schüssel geben und auflockern.
- Step 7 Den Schnittlauch in Ringe schneiden und mittig auf den Rettichstreifen häufen. Wer auch Chiliflocken, geröstete Sesamkörner oder schwarzen Pfeffer aus der Mühle hinzufügen möchte, kann diese ebenso mittig zu den Schnittlauchringen platzieren.
- Step 8 Das Pflanzenöl in eine kalte Pfanne geben. Die Frühlingszwiebel schräg in lange, grobe Streifen schneiden. Die Schalotte in Ringe schneiden. Die Knoblauchzehe und Ingwerscheibe auf ein Küchenbrett legen und mit der breiten Seite eines Messers darauf schlagen. Alle Zutaten zu dem Öl hinzufügen.
- Step 9 Nun den Herd einschalten und das Ganze bei mittlerer Hitze und ständigem Rühren braten, bis es leicht goldbraun ist und das Öl intensiv nach gerösteter Zwiebel riecht.
- Step 10 Jetzt die gerösteten Zutaten aus dem Öl holen. Das Öl erneut heiß erhitzen, über das Schnittlauchhäufchen gießen und brutzeln lassen.
- Step 11 Dann die Rettichstreifen mit den anderen Zutaten gut durchmischen. Je nach Geschmack jeweils eine kräftige Prise Salz und Zucker hinzufügen.
- Step 12 Danach die Schüssel mit Frischhaltfolie bedecken und die Rettichstreifen ca. 2 Stunden bei Zimmertemperatur in dem Lauchöl durchziehen lassen. Dann sind sie zum Genießen bereit.
- Step 13 Tipp: Im Kühlschrank ist der Rettichsalat ca. drei Tage haltbar. Die gebratenen Frühlingszwiebelstreifen kann man als leckeres Topping, z. B. für Reis oder Nudeln benutzen.
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