Bei Labskaus scheiden sich die Geister. Für die Einen ist es eine Delikatesse, für die Anderen sieht es eher aus, wie bereits gegessen und wird allein deshalb schon verschmäht. Wer es trotzdem probiert, wird feststellen, dass Labskaus viel leckerer ist, als man es sich aufgrund des bloßen Aussehens vorstellen kann. Hier bewahrheitet es sich mal wieder, dass es ein Fehler ist, etwas nach seinem Äußeren zu beurteilen.
Mein persönlicher Labskaus-Moment
Ich habe zwar in Deutschland studiert, aber Labskaus kannte ich bis vor einiger Zeit nicht. Im schönen Baden, wo ich in Karlsruhe studierte, gibt es dafür andere Spezialitäten, wie zum Beispiel Maultaschen, Spätzle oder Schupfnudeln.
Als ich mich Jahre nach dem Studium mit einer ehemaligen Kommilitonin, die nach dem Studium zurück nach China gegangen war, in Hamburg verabredete, lernte ich das Labskaus erstmals kennen. Meine Kommilitonin, eine weitere Chinesin und ich gingen in ein deutsches Restaurant. Bei der Bestellung fragte ich nach einer typischen Spezialität, denn meine Kommilitonin und ich hatten beschlossen etwas Deutsches zu essen. Der Kellner empfahl uns daraufhin das Labskaus zu nehmen. Wir bestellten daher, ahnungslos worum es sich eigentlich handelte, zwei Portionen Labskaus, während die dritte Chinesin im Bunde ein Nudelgericht wählte.
Als das Essen kam, blickten drei Chinesinnen etwas fassungslos auf das, was da serviert wurde. Während meine Kommilitonin und ich irritiert und auch etwas angeekelt in unserem Essen herumstocherten, blickten wir neidvoll auf die Nudelportion auf dem dritten Teller. Während sich der Nudelteller leerte, blieb auf den anderen Tellern ein gewisser Rest zurück.
Zu Hause angekommen erzählte ich von unserem hanseatischen Erlebnis und dieser undefinierbaren, fast pinken Masse auf unserem Teller, die sich Labskaus nennt. Das Gelächter war groß und schließlich auch Ansporn genug, ein besseres, schmackhafteres Labskaus in der heimischen Küche zuzubereiten und zu beweisen, dass das Labskaus sogar lecker sein kann. Das war es im Restaurant leider nicht, weshalb der Name der Lokalität in Vergessenheit geriet und daher hier nicht genannt werden kann.
Was ist Labskaus?
Bei Labskaus handelt es sich um ein ursprünglich für Seeleute entwickeltes Gericht aus Zutaten, die auf langen Seereisen mitgeführt werden konnten. Da in alten Zeiten viele Seefahrer durch Skorbut an schlechten Zähnen litten, konnten die zu Brei verarbeiteten Zutaten zum einen auch von diesen gegessen werden. Zum anderen konnten auch nicht mehr ganz frische oder minderwertige Zutaten gut versteckt werden.
Ein unbewusster Vorteil des Labskaus bestand darin, dass den Seeleuten durch die Zutaten Rote Bete, Kartoffeln und eingelegte Gurken Vitamin C zugeführt wurde, was der Entstehung von Skorbut vorbeugte.
Erstmals schriftlich erwähnt wurde Labskaus (Lobscouse) 1706 von dem englischen Autor Ned Ward. Ursprünglich bestand das Labskaus wohl aus Pökelfleisch, Schiffszwieback und Zwiebeln. Labskaus gibt es in verschiedenen Variationen in Norddeutschland und Skandinavien. aber auch in Liverpool gibt es mit dem Gericht Scouse ein recht ähnliches Gericht.
Labskaus – Kultiges Seemannsgericht
Labskaus mag man oder man mag es nicht. Ein Augenschmaus ist Labskaus sicher nicht, es gibt optisch ansprechendere Gerichte. Dennoch ist ein gut zubereitetes Labskaus ein leckeres Gericht. Norddeutsche Hausmannskost vom Feinsten.
Zutaten
- 800 g mehlig kochende Kartoffeln
- 40 g Kümmel
- 4 Lorbeerblätter
- 500 g Rote Bete
- 1 kleine Dose Corned Beef (ca. 350 g), alternativ: frisches Rinderhack
- 1 mittelgroße Zwiebel
- 40 ml Rinderbrühe
- 60 ml Gewürzgurkenwasser
- 4 Gewürzgurken
- Salz und Pfeffer
- Zum Servieren:
4 Rollmöpse, alternativ: Matjesfilets oder Bismarckhering
4 - 8 Eier
Anleitung
- Step 1 Die Rote Bete gut abwaschen, in einen Topf* legen, mit Wasser bedecken und sehr weichkochen. Die Garzeit variiert je nach Größe der Knollen von ca. 30 – 60 Minuten.
- Step 2 Die Kartoffeln schälen, vierteln und in einen Topf mit Salzwasser geben. Den Kümmel und die Lorbeerblätter hinzufügen. Die Kartoffeln in ca. 20 Minuten weichkochen.
- Step 3 Die gegarten Kartoffeln durch eine Kartoffelpresse* drücken.
- Step 4 Die Rote Bete schälen. Dabei auf jeden Fall Einmalhandschuhe tragen, wenn man keine roten Hände haben will.
- Step 5 Die Rote Bete mit einer Gabel gut zerdrücken. Zu den zerdrückten Kartoffeln geben.
- Step 6 Die Zwiebel schälen, fein würfeln und in ein Küchensieb geben. Mit kochendem Wasser übergießen.
- Step 7 Das Corned Beef* in kleine Würfel schneiden. Wenn Hackfleisch verwendet wird, muss dieses in der Pfanne gegart werden.
- Step 8 Die Kartoffeln, Rote Bete, Zwiebeln und das Corned Beef bzw. Hackfleisch in eine Schüssel geben. Die Brühe und das Gurkenwasser hinzufügen. Alles gut vermischen.
- Step 9 Das Labskaus auf vier Teller verteilen.
- Step 10 Die Spiegeleier braten.
- Step 11 Jeweils ein bis zwei Spiegeleier auf das Labskaus legen und mit Gewürzgurke und Rollmöpsen, Matjesfilets oder Bismarckheringen anrichten.
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